07.11.14: Neue Drehleiter

Nach braven Leitern-Oldies gibt es nagelneue Technik
 Auerbachs Feuerwehrleute waren bei der Ankunft des Wagens regelrecht entzückt — Jetzt werden sie in die Raffinessen eingeführt

Am 7. November im 700. Jahr der Stadt schwebten die Aktiven der Feuerwehr Auerbach im siebten Himmel. Mit einer Stunde Ver­spätung ist die neue Drehleiter vorge­fahren: Ein Hightech-Gerät, das auf den ersten Blick begeisterte.
Der Freitag war für die Aktiven wie Ostern und Weihnachten zugleich. Für diesen Moment hatten die Flo­riansjünger sogar ihren Kegelabend gerne sausen lassen. Zur „Begrüßung“ des neuen Fahrzeugs kamen eindeutig mehr Kameraden als zum Kegeln. Vie­le wollten nach oben fahren, um Aus­sicht auf das nächtliche Auerbach zu haben.
 
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Oder bewunderten einfach nur die topmoderne Technik und die Beleuch­tung der neuen, 32 Meter langen Dreh­leiter. Blaue LED-Lampen illuminie­ren das Fahrzeug. Auf Kontrolldis­plays können die Höhe der ausgefahre­nen Leiter und der Standort des Kor­bes, der mit einer Umfeldbeleuchtung ausgestattet ist, genau beobachtet wer­den. Das Ausfahren selbst verläuft „butterweich“: Kein Ruckeln, kein Stottern ist spürbar.
Am Donnerstagmorgen um 6 Uhr waren Kommandant Sven Zocher sowie die Maschinisten und Ausbilder Michael Haberberger, Markus Kirz­dörfer, Sebastian Kraus, Tobias Lütz­ner, Matthias Schäffner und Harald Schmidt mit dem Mannschaftstrans­porter nach Karlsruhe aufgebrochen, um die neue Drehleiter abzunehmen und eine detaillierte Einführung zu bekommen. Diese fand statt im Werk der Firma Metz, die für die feuerwehr­technische Beladung und die Ausrüs­tung verantwortlich zeichnete. Das Fahrwerk kommt von MAN.
Zwei Tage wurden die sieben Män­ner geschult, bevor sie am Frei­tagnachmittag die Heimfahrt antra­ten. Sebastian Kraus war es vorbehal­ten, die neue Drehleiter in den Hof des Gerätehauses zu fahren. Am Samstag ging es dann nach einer morgendli­chen Besprechung der Ausbilder in Teams weiter. Die verschiedenen Funktionen wurden wiederholt, um die Abläufe und die Technik des neu­en Fahrzeugs weiter zu verinnerli­chen.
 
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Jetzt: Proben aufs Exempel
Eine Woche haben die sieben Män­ner Zeit, die anderen Kameraden ein­zuweisen. Ende dieser Woche muss nämlich die Leih-Drehleiter abgege­ben werden. Einsätze sind danach nur noch mit der neuen Drehleiter mög­lich. „Wir sind jetzt Multiplikatoren für die anderen“, sagt Sven Zocher.
Neu sei unter anderem das rechner­gesteuerte Arbeiten mit der Drehlei­ter. Deren aktuelle Stellung ist auf einem Monitor beim Fahrzeugführer und im Korb stets deutlich vor Augen.
Die Ausschreibung für die neue Drehleiter erfolgte interkommunal zusammen mit dem Markt Hahnbach. Deren Fahrzeug wird allerdings erst 2015 ausgeliefert. Die Kooperation wird sich finanziell rentieren, denn bei interkommunal beschafften Feuer­wehrautos gibt es zehn Prozent extra Zuschuss vom Freistaat. Da die Leiter ebenso zu Einsätzen im nördlichen Landkreis gerufen werden kann, för­dert auch das Landratsamt die Anschaffung. Der Wert des Drehleiter­fahrzeuges liegt laut Zocher bei rund 580000 Euro. Gäste und Bewunderer waren am Freitagabend auch KBM Hans Sperber und der Feuerwehrbe­auftragte des Stadtrats, Josef Lehner.
Am Samstag waren die „Multiplika­toren“ der Wehr mit dem neuen Auto unterwegs, um die „letzten Feinhei­ten“ selbst noch auszuprobieren, bevor die Übungen mit den Kamera­den begannen. Die Ausbildungspläne waren schon vorbereitet, bevor das neue Auto samt Drehleiter in Auer­bach war. Neu ist im Vergleich zur Vorgänge­rin, dass vier Personen im Korb Platz finden. Dies ermöglicht die Mitnahme von Arzt und Sanitäter, wenn es um die Bergung von Personen geht. Diese Aufgabe macht aktuell rund 80 Pro­zent aller Einsätze mit der Drehleiter aus, pro Jahr sind dies zehn bis 15 Fäl­le. Die Trage mit dem Patienten kann am Korb montiert werden.
Ein weiteres großes Plus der neuen Drehleiter ist der Knick, den die Lei­ter knapp fünf Meter hinter dem Korb machen kann. Dadurch kann dieser bis zum Boden abgelassen werden. Auch kann auf engeren Flächen und im innerstädtischen Bereich wesent­lich einfacher jedes Stockwerk erreicht werden.
„Diese Leiter ist wie ein Quanten­sprung“, freut sich Kommandant Sven Zocher. Vor 50 Jahren hantier­ten die Aktiven noch mit einer hölzer­nen Schubleiter, bevor die Stadt 1967 eine gebrauchte Magirus-Deutz-Dreh­leiter mit Handkurbel vom gebürtigen Auerbacher Xaver Gnan geschenkt bekam. Acht Jahre später zeigte sich Gnan wieder spendabel und stellte eine 30 Meter lange Drehleiter von Metz zur Verfügung.
Die nächste wurde im Jubiläums­jahr 1989 übergeben: Die Magirus 30 DLK war jedoch schon gebraucht und musste zwölf Jahre später ersetzt wer­den. Glück für die Stadt, dass damals ein günstiges Fahrzeug im Internet gefunden wurde.
Der Mercedes-Benz 1419 F aus dem Baujahr 1981 kam 2001 für knappe 300000 Mark von der Hamburger Berufsfeuerwehr und war bis Februar 2014 im Einsatz. Dann versagte der Tüv die weitere Verwendung. Nun hat die Feuerwehr nach der hölzernen Schubleiter endlich mal wieder ein Neufahrzeug.
Die offizielle Inbetriebnahme findet am Freitag, 28. November, statt. Die Drehleiter bekommt übrigens das Kennzeichen AS-AU 301.
 
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Bericht: Nordbayerische Nachrichten
Bilder: Nordbayerische Nachrichten und FF Auerbach